Asexualität beim Mann

Asexualität kann ein Grund für Unlust beim Mann sein. Doch häufig liegt die wahre Ursache eher in einem Libidoverlust begründet. Dieser Artikel soll Dir zeigen, was Asexualität ist und ab wann man überhaupt von einer Asexualität sprechen kann.

Konkret erfährst Du:

  • Was ist Asexualität?
  • Ab wann ist man asexuell und wie äußert sich das?
  • Gibt es Asexualität im Alter?
  • Was ist der Unterschied zwischen Asexualität und einem Libidoverlust?

Was ist Asexualität?

Der Begriff wird vielseitig verwendet. Er bezeichnet sowohl die Abwesenheit der sexuellen Anziehung, als auch das mangelnde Interesse an Sex. Asexuelle Personen können weiterhin Sexualität leben. Verschiedenste Praktiken bis hin zum Geschlechtsverkehr sind möglich. Hierbei überwiegen dann aber andere Motive statt der sexuellen Anziehung. Einvernehmlicher Sex findet zum Beispiel zur Pflege der Beziehung mit einem nicht asexuellen Partner statt. Ein anderes Motiv kann auch ein Kinderwunsch sein.

Expertentipp

Asexuelle haben keinen primären Leidensdruck, sie empfinden ihre Asexualität nicht als belastend. Es besteht kein weiteres Verlangen nach sexueller Interaktion mit anderen Menschen. Damit gehört die Asexualität im Gegensatz zu Formen der Enthaltsamkeit, wie dem Zölibat, zu den vom Standard abweichenden Orientierungen und ist keine Entscheidung, aber auch keine Krankheit.

Die Abwesenheit von sexueller Anziehung ist nicht mit einer Abwesenheit von Liebe und Körperkontakt gleich zu setzen. Viele asexuelle Menschen pflegen durchaus romantische Beziehungen in denen auch Zärtlichkeit und körperliche Nähe von Bedeutung ist. Küssen, Kuscheln und Umarmungen sind Teil der Attraktivität und geistigen Nähe, aber nicht mit Sexualität verknüpft.

Asexuelle Männer können als solche nicht offiziell diagnostiziert werden.

Die Ablehnung der Sexualität kann verschiedene Stufen erreichen. Angefangen bei einer empfundenen Sinnlosigkeit, über Langeweile bis hin zu unangenehmen Empfindungen.

Ist Asexualität eine Krankheit?

Aufgrund des fehlenden Leidensdrucks der Betroffenen spricht man dabei nicht von einer Krankheit. Ebenfalls gibt es im Gegensatz zum Verlust der Libido keine Ursachen für Asexualität. Genau so wie bei Homosexualität werden Menschen entweder asexuell geboren oder eben nicht. Ein späteres Auftreten von Asexualität ist wissenschaftlich noch nicht erforscht, aber äußerst unwahrscheinlich.

Sie wird nicht durch Erlebnisse und Erfahrungen wie z.B. Missbrauch oder andere seelische Störungen hervorgerufen. Darum lässt sich eine Asexualität nicht ändern, was die Betroffenen aufgrund des fehlenden primären Leidensdrucks aber auch nicht wünschen. Menschen mit Asexualität leiden, wenn überhaupt durch sekundären Leidensdruck. Dieser entsteht durch gesellschaftliche Ausgrenzung, Diskriminierung oder Druck.

Wie verbreitet ist Asexualität?

Genaue statistische Erhebungen zum Thema liegen nicht vor. Indirekt lassen sich jedoch aus anderen Statistiken Aussagen herleiten. So haben nur 1-2% aller Menschen im sexualfähigen Alter auch über längere Zeit hinweg keinen Sex. Daraus lässt sich folgern das die Quote der Asexuellen in einer Gesellschaft bei unter 1 % liegen dürfte. Somit ist Asexualität äußerst selten und in vielen Fällen von vermuteter Asexualität handelt es sich um einen temporären Verlust der Libido.

Wie äußert sich Asexualität?

Sie kann sich auf verschiedene Arten und Weisen äußern. Hier gibt es in der Fachwelt vier verschiedene Typen, die dabei helfen mehr über die Äußerungen von Asexualität zu verstehen.

Typ A: Vorhandener Sexualtrieb, aber fehlende Anziehung

Die Betroffenen haben einen Sexualtrieb aber sehen keine Notwendigkeit, ihn mit anderen auszuführen, auch wenn sie wissen, dass es sich gut anfühlt.

Typ B: Vorhandene Anziehung, aber fehlender Sexualtrieb

Die Betroffenen fühlen sich zu anderen angezogen, verlieben sich in sie, aber haben keinen Sexualtrieb und kein Bedürfnis nach Sex mit dem Partner.

Asexuelle Menschen leben in einem Spektrum von nicht vorhandener sexueller Lust.

Typ C: Vorhandene Anziehung und vorhandener Sexualtrieb

Die Fähigkeit sich zu verlieben und Sex mit dem Partner zu haben. Sex zur Ergänzung von Selbstbefriedigung wird gemieden aus Gründen, wie der befürchteten Herabwürdigung des Partners oder anderen Gründen.

Typ D: Keine Anziehung und kein Sexualtrieb vorhanden

Auch Aromantiker genannt können diese Menschen nur Freundschaften aufbauen und haben weder Gefühle noch sexuelles Verlangen nach einer anderen Person.

Kann man im Alter asexuell werden?

Noch immer hält sich das Gerücht, dass Menschen im Alter asexuell werden. Wissenschaftlich betrachtet ist dies jedoch falsch. Der Mensch ist bis ins hohe Alter hinweg sexuell aktiv. Sollte dieses sexuelle Verlangen nachlassen, spricht man von einem Verlust der Libido. Nicht jedoch von Asexualität.

Wie wird Asexualität offiziell diagnostiziert?

Es gibt keine offiziellen Verfahren zur Diagnose von Asexualität. Häufig ist es eine persönliche Feststellung, welche sich bereits über längere Zeit angebahnt hat.

Asexualität lässt sich bereits in der Kindheit erkennen. Den Betroffenen wird sie meistens in der Pubertät bewusst, wenn sich ihre gleichaltrigen Mitschüler anders entwickeln. Hier ist die Differenz vom eigenen Sexualtrieb und dem der eigenen Umgebung bei der Erkennung ausschlaggebend.

Was ist der Unterschied zwischen Asexualität und einem Libidoverlust, sowie sexueller Aversion?

Die Unterscheidung zwischen Asexualität und einem Verlust der Libido bzw. sexueller Aversion ist in der Regel mit einer Frage zu beantworten: „Hattest Du schonmal glücklichen erregenden Sex mit einem Sexualpartner?“ Wenn diese Frage mit einem Ja beantwortet werden kann, ist eine Asexualität so gut wie ausgeschlossen.

Sexuelle Unlust oder Aversion ist nicht mit Asexualität gleichzusetzen.

In diesem Fall spricht man von einem Verlust der Libido, der verschiedene Gründe haben kann.

Zusammenfassung: Was Asexualität beim Mann ausmacht

Nun hast Du einen Überblick bekommen, was Asexualität beim Mann ausmacht. Kernaussage dieses Beitrags: Nur weil die Libido fällt, ist man nicht gleich asexuell. Ein Libidoverlust kann viele Gründe haben, plötzlich auftretende Asexualität ist keiner davon. Asexualität ist äußerst selten. Wer wirklich asexuell ist, der wurde so geboren und erlebt keinen primären Leidensdruck.

Bei einem auftretenden Libidoverlust spricht man nicht von Asexualität. Im Gegensatz zur Asexualität ist dieser behandelbar.

Wissenschaftliche Quellen

https://www.asexuality.org/

https://www.psycharchives.org/bitstream/20.500.12034/3033/1/Profus_2016_Unsichtbares_sichtbar_machen.pdf

Milligan, M.S., Neufeldt, A.H. The Myth of Asexuality: A Survey of Social and Empirical Evidence. Sexuality and Disability 19, 91–109 (2001). https://doi.org/10.1023/A:1010621705591

Döring N. Sexualbezogene Online-Fortbildung für Fachkräfte: Eine Einführung. Zeitschrift für Sexualforschung 2018; 31(01): 97 – 100. doi:10.1055/s-0044-101531